Ratgeber

Eckart von Hirschhausen übers Alter

Eckhard von Hirschhausen und Tobias Esch

Foto: Camillo Wiz

BENE: Herr von Hirschhausen, das Alter hat leider kein gutes Image. Verständlich: Die einstige Jugend verblasst langsam aber sicher und macht im schlimmsten Fall den Weg frei für körperliche Gebrechen und negative Gedanken.  

Hirschhausen: Wir müssen dringend aufhören, Älterwerden als Krankheit oder stetiges Schlimmerwerden zu begreifen. Altern ist kein Abgesang, Altern ist Leben für Fortgeschrittene. Ich bin dieses Jahr 51 geworden und ich habe auch Knieschmerzen, Rücken und seit neuestem eine Gleitsichtbrille. „Entspannungsbrille“, wie der Verkäufer so freundlich war zu betonen (lacht). Und natürlich war da dieser Aha-Moment um die 50, in dem mir klar wurde, dass wohl schon mehr hinter mir als vor mir liegt. Aber ganz ehrlich: Das Alter ist besser als sein Ruf! Die Zufriedenheit der meisten Menschen steigt in der zweiten Lebenshälfte an. Sie werden gelassener, nehmen positive Dinge stärker wahr, und den meisten gelingt es, ihre Zufriedenheit von körperlichen Gebrechen loszukoppeln.  

BENE: Sie schreiben, dass die meisten Menschen mit 70 besser drauf sind als mit 17. Klingt wie ein schlechter Scherz …

Hirschhausen: Aber das ist es nicht! Man hat herausgefunden, dass die Zufriedenheit im Laufe des Lebens der meisten Leute eine U-Kurve macht, eine Art Hängebrücke. In der Lebensmitte ist der Tiefpunkt. Beruf und Familie unter einen Hut bringen, die Kinder versorgen, sich vielleicht um die Eltern kümmern – das macht Stress. In Deutschland erreichen wir diesen Tiefpunkt statistisch so zwischen 45 und 50. Dann geht es wieder bergauf. Und zwar höher, als es vorher jemals war.

BENE: Wie kann man es schaffen, gelassen und angstfrei älter zu werden?

Hirschhausen: Suchen Sie sich Vorbilder! Ich habe schon immer gerne von der Erfahrung älterer Menschen gehört. Und es gibt so viele, die wir bewundern können für ihre Leistungen im hohen Alter. In unserem Buch sprechen Tobias Esch und ich mit Nobelpreisträgern, Querschnittsgelähmten und unseren Müttern über ihre „Überlebenstipps.“ Es sind Dinge wie Neugier, Dankbarkeit und die Fähigkeit, einen Sinn in seinem Dasein zu erkennen – nichts, was sich kaufen lässt, und dennoch mit das wichtigste im Leben. Diese Stärken sind nicht angeboren, sondern lassen sich ausbauen und trainieren. Sie sind sogar ansteckend. Deshalb lohnt es sich, sich mit starken Persönlichkeiten zu umgeben und auseinanderzusetzen: Sie färben ab!

Das Gespräch führte Kathrin Brüggemann

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