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Notfallmediziner Marko Brade über seinen Job

Notfallmediziner Marko Brade

Foto: Achim Pohl

BENE: Lieber Herr Brade, wenn der orangefarbene Hubschrauber über unsere Gegend fliegt, blicken nicht nur Kinder ehrfurchtsvoll Richtung Himmel. Empfinden Sie Ihren Job selbst als Traumjob?

Marco Brade: Total, ich bin mit Leib und Seele Notfallmediziner! Ich mag es, schnell Entscheidungen zu treffen und da zu helfen, wo es wirklich darauf ankommt. Und wenn man zusätzlich in ruhigen Minuten einmal den Blick schweifen lassen kann übers Ruhrgebiet – das ist schon toll! Das geht allen so im Team, auch den Rettungsassistenten und den Piloten. Wir machen unseren Job unfassbar gerne!

Nun ist der Sommer da, und alle freuen sich – ist das bei Ihnen anders, weil Sonnenschein mehr Unfälle bringt, zum Beispiel mit Motorrädern?

Brade: Das mit dem schönen Wetter ist tatsächlich zweischneidig, es sind jetzt viel mehr Menschen draußen unterwegs, deshalb passiert mehr. Übrigens glaube ich, dass ich bisher mehr Reiter geflogen habe als Motorradfahrer.  

Ist ein Fall für Sie mit der Erstversorgung und dem Transport in weiterbehandelnde Einrichtungen abgeschlossen, oder bleiben Sie in irgendeiner Weise involviert?

Brade: Auch wir sind Opfer unseres Alltags. Das heißt: Im Regelfall endet der Einsatz, wenn wir den Patienten an der Klinik abgegeben, unser Material wieder aufgefüllt haben und zurück an der Station sind. Aber es gibt sicherlich Fälle, die emotional hängen bleiben. Man kann das gar nicht an etwas Bestimmtem festmachen, manchmal sind es Kleinigkeiten, die einem nahegehen, etwa Reaktionen von Angehörigen, die ja immer am Unfallort zurückbleiben. Natürlich sind auch Einsätze mit Kindern besonders belastend.

Ganz ehrlich: Halten Sie Ihren Job selbst für gefährlich?

Brade: Nein! Meine Familie sieht das allerdings etwas anders. (lacht) Aber es ist so: Die Wahrscheinlichkeit, dass mir während des Fluges mit dem Hubschrauber etwas passiert, ist um ein Vielfaches geringer, als dass mir etwas passiert, wenn ich mit dem Auto morgens hierher- oder abends nach Hause fahre.

Stichwort Feierabend: Sie sind bei der Arbeit auf extreme Art in Bewegung. Wie gelingt es Ihnen, nach Dienstschluss im wahrsten Sinne wieder „runterzukommen“?

Brade: Wenn irgendetwas passiert ist, über das man reden muss, sind wir in unserem kleinen Team füreinander da. Wir sprechen regelmäßig über Dinge, die gut und die nicht so gut gelaufen sind. Das ist der erste Mechanismus, durch den der Großteil der Einsätze hier an der Station bleibt. Und wenn das einmal nicht so ist, habe ich das große Glück, auch zu Hause jemanden zu haben, der mir zuhört. Die Familie ist mein Ausgleich – und Sport! Es ist wichtig, fit zu sein. Nicht immer kann der Hubschrauber direkt am Einsatzort landen. Manchmal müssen wir die letzte Strecke rennen oder über Hindernisse klettern.

Das Gespräch führte Sandra Gerke.

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