21. März 2023
5 Fragen an... Schauspieler Samuel Koch
„ES WIRD VIEL ZU LACHEN GEBEN“
Er hat ziemlich zugelegt seit seinem Unfall 2010 vor laufenden Kameras bei „Wetten dass ...“. 180 Kilo mehr! Keine Sorge, Samuel Koch bedient sich hier selbst beim schwarzen Humor. Er meint den Rollstuhl, der nun quasi zu ihm gehört, weil er vom Hals abwärts gelähmt ist. Und doch hat Koch in den letzten Jahren so vieles sprichwörtlich auf die Beine gestellt, dass einem fast schwindelig wird. Apropos: sein neuestes Projekt ist „schwerelos“. So heißt ein Buch, in dem sich der 35-Jährige Gedanken darüber macht, „wie das Leben leichter wird“. „Schwerelos“ ist aber auch der Titel einer großen Show, mit der der Schauspieler auf Tour geht. Die führt ihn im Mai nach Bochum.
BENE: Herr Koch, wenn wir in dieser BENE über Wachstum sprechen, scheint das zu ihnen zu passen. sie haben es als Schauspieler ans renommierte Nationaltheater Mannheim geschafft, schreiben erfolgreich Bücher, sind immer wieder im TV zu sehen ...
Samuel Koch: Na ja, was Wachstum angeht: Ich bin schon mit „Instandhaltung“ gut ausgelastet. Dafür muss ich jeden Tag trainieren, Physiotherapie machen. Wichtig finde ich aber auch, etwas für den Kopf zu tun. Ich habe angefangen zu studieren: „Christentum und Kultur“ an der Uni Heidelberg, das ist total spannend.
Wie hat sich die Pandemie auf ihre Arbeit ausgewirkt?
Wir mussten umdenken, weil meine Frau, die auch Schauspielerin ist, und ich nun mal unsere Existenz auf Bühnenauftritten begründen, die in der Hochphase gar nicht möglich waren. Es gibt den Trugschluss, dass mein Unfall gut versichert war und ich dadurch versorgt bin. Das stimmt nicht, ich muss arbeiten. Wir haben neue Wege gefunden, zum Beispiel zwei Kinderbücher geschrieben, „Das Kuscheltier-Kommando“.
Wie hat sich Ihr Hilfsprojekt „Samuel Koch und Freunde“ entwickelt?
Mit dem Verein unterstützen wir nach wie vor Familien, pflegende Angehörige. Der Kriegsausbruch hat die Arbeit erweitert. Wir hatten mitbekommen, dass Menschen in der Ukraine, die im Rollstuhl sitzen, sich im Ernstfall nicht schnell genug retten können, es zum Beispiel nicht aus einem Hochhaus schaffen, in dem der Strom ausgefallen ist. Deshalb hat der Verein Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen nach Deutschland geholt. Aktuell betreuen wir rund 90 Geflüchtete in einem eigenen Reha-Zentrum in Südbaden.
Haben sie trotz aller respektablen Arbeit auch mit negativen Reaktionen zu tun?
Oh ja! Nicht persönlich. Aber anonym übers Internet gibt es wüsteste Beschimpfungen. Ich nehme es meistens als Form von Hilferuf wahr und versuche, mir Zeit dafür zu nehmen. Ein Austausch kann produktive Folgen haben. Aber diese Nachrichten sind so zahlreich, dass ich nicht allen gerecht werden kann. Auch nicht den wohlformulierten Hilfegesuchen. Unser Verein kann besser die Unterstützung erfassen, die Menschen brauchen.
Jetzt geht’s für sie auf „Schwerelos“-Tour. Welches Publikum erwarten Sie?
Es soll ein Abend für Groß und Klein sein, für alle, die schon mal Sorgen hatten oder die sich darauf vorbereiten wollen. Es wird viel zu lachen geben. Die Menschen, die meine Veranstaltungen besuchen und denen ich danach begegne, sind immer irgendwie Sinnsuchende – wie ich. Jedes Gespräch bekommt schnell eine gewisse Tiefe. Das ist ein Geschenk. Auch wenn ich manchmal Sehnsucht danach habe, einfach mal nur über Blödsinn zu reden. (lacht)
Das Gespräch führte Sandra Gerke.
SCHWERELOS
Mit seiner Show „Schwerelos“ kommt Koch am 24. Mai in den RuhrCongress Bochum. Karten gibt’s an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Das Buch „Schwerelos – Wie das Leben leichter wird“ (Verlag Adeo, 20 Euro) verlost BENE dreimal. Interesse? Dann schreiben Sie eine E-Mail an gewinnspiel1@bene-magazin.de oder eine Postkarte an Redaktion BENE, Zwölfling 16, 45127 Essen. Stichwort: Samuel Koch. Bitte Postanschrift angeben. Einsendeschluss: 1. Mai.
Die Hilfsprojekte des Schauspielers kann man kennenlernen und unterstützen via www.samuel-koch-und-freunde.de