Dezember 2024
5 Fragen an... Schauspieler Peter Lohmeyer
„FÜRS VORLESEN BRAUCHT MAN ZEIT“
Gut erzählte Geschichten – die mochte Peter Lohmeyer (62), Sohn eines evangelischen Pfarrers, schon als Kind. Wenn sein Vater in der Kirche predigte, hörte er ihm gebannt zu. „Das hat mich beeindruckt“, sagt Lohmeyer. Er erzählt als Schauspieler längst selbst Geschichten – zum Beispiel im Fußballfilm „Das Wunder von Bern“ (2003). Der hauptsächlich im Ruhrgebiet aufgewachsene Künstler interessiert sich für spannende Bücher – und gibt diese Begeisterung auch an andere weiter. Bei einer Veranstaltung zur Leseförderung im Medienforum des Bistums Essen las der fünffache Vater kürzlich Grundschulkindern vor. Mit BENE-Redakteurin Kathrin Brüggemann sprach er im Anschluss darüber, wie man jungen Menschen Lust aufs Lesen macht.
BENE: Herr Lohmeyer, laut einer aktuellen Studie kann jedes vierte Grundschulkind nicht gut genug lesen. Sowohl Politik, Schulen als auch Eltern müssen offensichtlich mehr tun, um das zu ändern. Wie sehen Sie das?
Peter Lohmeyer: Es ist unsere Verantwortung als Eltern, Kindern Lust auf Geschichten zu machen, indem wir ihnen vorlesen. Doch dafür braucht man Zeit. Und die nehmen wir uns leider oft nicht. Wie schnell lassen wir uns zum Beispiel durchs Handy ablenken. Dabei erwische ich mich selbst immer wieder.
Sie sind kürzlich zum fünften Mal Vater geworden. Sollte man bereits Säuglingen etwas vorlesen?
Es ist immer gut, Kinder so früh wie möglich mit Sprache zu konfrontieren, ihnen etwas vorzusingen oder zu erzählen. Für meine ältere Tochter habe ich mir früher gern Geschichten ausgedacht. Wenn ich dann mal einen Tag nicht da war, weil ich drehen musste, hat sie mich nach meiner Rückkehr sofort daran erinnert, an welcher Stelle es mit der Geschichte weiterging.
Wie kann man bei Kindern den Wunsch wecken, selbst zum Buch zu greifen und zu lesen?
Meinem Sohn Louis habe ich damals gesagt, dass er einen Euro bekommt, wenn er ein Buch bis zur Seite 100 liest. Und der arbeitet heute als „Hart, aber fair“-Moderator, wie Sie vielleicht wissen. Es ist halt wichtig, Kindern einen Anreiz zu geben, damit sie anfangen zu lesen. Man kann ein Buch auch erst selbst durchschmökern und es dem Kind dann schmackhaft machen.
Sind Sie selbst auch mit Büchern aufgewachsen?
Meine Mutter hat mir oft vorgelesen. Obwohl sie mit ihrer Rolle als Pfarrersfrau, ihren drei Kindern und dem Haushalt eigentlich schon genug um die Ohren hatte.
Wie hat es Sie geprägt, als Sohn eines Pfarrers aufzuwachsen?
Ich fand es toll, dass mein Vater von der Kanzel aus Geschichten auswendig erzählen konnte. Nervig war es allerdings, wenn er sich am Samstag auf die Predigten vorbereitet hat. Dann musste ich immer leise sein, was irre anstrengend war. Woran ich mich auch erinnere: Er war früher oft mit mir bei Weihnachtsfeiern für Obdachlose. Dank ihm habe ich ein gewisses soziales Verantwortungsgefühl, welches ich wiederum an meine erwachsenen Kinder weitergegeben habe. Die würden nie an einem Menschen vorbeigehen, der auf dem Boden sitzt und um Hilfe bittet.