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Liebe leben! Vom Glück, sich gefunden zu haben

Victoria und Manuel in der Essener Innenstadt, Foto Nicole Cronauge

März 2024

LIEBE LEBEN

Vom Glück, sich gefunden zu haben

Sie kennt keine Regeln und Gesetze, kein Richtig oder Falsch. Die Liebe ist, was sie ist: das schönste Gefühl der Welt. BENE stellt hier Menschen aus dem Bistum Essen vor, die gemeinsam durchs Leben gehen.

 

HIN UND WEG

Zufälle gibt es nicht – davon sind Victoria und Manuel überzeugt. Sie lernten sich bei der Arbeit kennen. Beide machten eine kaufmännische Ausbildung im Generalvikariat des Bistums Essen, waren in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt.

„Man sucht sich ja eigentlich seinen Partner nicht unbedingt im Job“, so Victoria. „Aber als wir uns gesehen haben, haben wir uns sofort füreinander interessiert. Da konnten wir gar nichts gegen machen.“

Die Gladbeckerin und der Essener sind seit zweieinhalb Jahren zusammen – und wollen es auch bleiben. „Mein Ziel ist es, jemanden zu haben, mit dem ich mein ganzes Leben verbringen und eine Familie aufbauen möchte“, sagt Manuel. Da stimmt Victoria ihm zu: „Wenn man keine Zukunftsvorstellungen hat, muss man auch keine Beziehung führen.“

Damit die Liebe hält und weiterwächst, braucht sie Zuwendung und Pflege. „Natürlich holt einen irgendwann der Alltag ein“, erzählt Manuel. „Es gibt auch mal Streit oder Meinungsverschiedenheiten. Aber dann muss man halt darüber reden.“

Gute Kommunikation und gemeinsam verbrachte Zeit – das hält die beiden zusammen. Sie gehen gern essen, machen Städtetrips, planen Urlaube. „Es ist alles viel einfacher und angenehmer, wenn wir zusammen sind“, schwärmt Victoria. „Ich fühle mich bei Manuel geborgen. Wenn ich einen schlechten Tag habe, merkt er das sofort und nimmt mich in den Arm.“

Manuel schätzt an seiner Freundin vor allem ihre Fröhlichkeit, ihre Freude an den kleinen Dingen des Lebens. „Es wäre schon schön, wenn wir noch mit 90 zusammen sind“, sagt er und drückt Victoria an sich.

 

ALLES IN ORDNUNG

Seit 65 Jahren sind sie unzertrennlich: Renate und Leo Knabben aus Duisburg. „Es ist schon ein großes Geschenk, so lange zusammen sein zu dürfen“, sagt die 85-Jährige zufrieden und streicht ihren Rock glatt. „Sobald ich abends neben Leo auf dem Sofa sitze und er meine Hand nimmt, ist die Welt für mich in Ordnung.“

Und auf Ordnung legt Renate Knabben viel Wert. Sie hat lange im Ordnungsamt der Stadt Duisburg gearbeitet und Knöllchen an Falschparkende verteilt. Nebenbei hat sie ihrem Mann dabei geholfen, die benachbarte Kirche in Schuss zu halten.

Leo Knabben war 25 Jahre lang in seiner Heimatgemeinde St. Petrus Canisius als Küster und Hausmeister tätig. „Nachdem ich in Rente gegangen bin, hat mich der Pfarrer gefragt, ob ich mich weiterhin um die Pflege der Außenanlagen der Kirche kümmern könnte. Ich habe dann ein paar Freiwillige gefunden, die mir geholfen haben. Sie wurden sogar nach mir benannt. Inzwischen machen die ,Leo-Boys‘ ohne mich weiter.“ Erst kürzlich wurde der 90-Jährige vom Bistum Essen für seine ehrenamtlichen Dienste ausgezeichnet. Ein treuer Mann – beruflich und privat.

Im Mai feiern die Knabbens mit einem kleinen Fest ihr eisernes Hochzeitsjubiläum – 65 Jahre Ehe. Ihre beiden Söhne, die in der Nähe wohnen, übernehmen die Planung. Ihre Tochter lebt in der Pfalz. „Unsere Kinder und Enkelkinder sind unser ganzer Stolz“, sagt Renate Knabben. An der Wand im Wohnzimmer hängen etliche Bilder von ihrer Familie. Eine kleine Reise durch die Zeit.

Kennengelernt hat sich das Paar in Werdohl – Renate Knabbens Heimatort. Leo Knabben war mit seinem Sportverein zu einem Ausflug in die Stadt im Sauerland gekommen. Der Fußballer eroberte das Herz seiner Zukünftigen im Sturm. Sie zog schließlich zu ihm nach Duisburg. Auch Renate Knabben war sportlich aktiv: Sie machte jahrzehntelang im Verein Gymnastik.

Der Sport hat die beiden eng miteinander verbunden und fit gehalten. Regelmäßige Radtouren um die Sechs-Seen-Platte gehörten bis vor Kurzem zu ihrem

Alltag dazu. „Wir haben auch richtig lange Touren unternommen, zum Beispiel von Wien bis nach Passau“, erinnert sich Renate Knabben. „Und wir sind leidenschaftlich gern Ski gefahren“, ergänzt ihr Mann. „Jedes Jahr waren wir in Österreich. Pisten runterpesen!“

Körperliche Beweglichkeit, die auch ihren Geist in Schwung hält. Renate Knabben zeigt in der Küche auf ihren randvollen Terminkalender. „Ich schreibe mir alles auf, damit ich nichts vergesse“, sagt sie. Morgens macht ihr Mann immer das Frühstück. „Er ist noch ordentlicher als ich. Da muss die Kaffeetasse genau so stehen, wie er sich das vorstellt.“ Er sei vom Sternzeichen Jungfrau, sagt sie verschmitzt. „Die nehmen alles sehr genau.“

Eine weitere Vorliebe der beiden: Denk- und Puzzlespiele, die sie gemeinsam am Computer machen können. „Wir haben Glück, dass wir die gleichen Interessen haben“, sagt Leo Knabben gerührt. „Bei uns passt es einfach.“

 

EIN HERZ UND EINE SEELE

Gemeinsame Leidenschaften haben sie viele: den Fußballverein VfL Bochum zum Beispiel, Urlaube im holländischen Oostkapelle, Kochen, Lesen. Was Manuela Sabozin-Oberem und Margret Oberem aber besonders verbindet, ist der feste Glaube an ihre Liebe. „Bis ich meine Frau traf, wusste ich nicht, wie es sich anfühlt, so verliebt zu sein“, sagt Margret Oberem offen und gerät ins Schwärmen.

„Manu wirkt oft sehr selbstbewusst. Ich kenne aber auch ihre verletzliche, sensible Seite.“ Ehrliche Worte, die Manuela Sabozin-Oberem zu schätzen weiß: „Ich mag an Mäggi, dass sie eine sehr aufrechte Frau ist. Wenn sie ihr Herz verschenkt hat, ist sie zu hundert Prozent treu. Und sie kann sehr albern sein! Ich entdecke auch jetzt noch immer wieder neue Seiten an ihr. Das ist das Schöne an unserer Beziehung. Sie ist nicht statisch, sondern sehr lebendig.“

Kennengelernt haben sie sich vor 25 Jahren beim Studium an der Universität Essen. Für beide stand schnell fest, dass sie zusammenbleiben möchten. Sie zogen in eine Wohnung, kümmerten sich gemeinsam um die beiden Töchter, die Margret Oberem mit in die Beziehung brachte. „Meine jüngste Tochter muss intensiv betreut werden. Sie kam mit mehrfachen Behinderungen zur Welt“, sagt die 62-Jährige.

Das neue, gemeinsame Leben: eine Herausforderung, die die beiden zusammengeschweißt hat. „Das Vertrauen, das zwischen uns herrscht, haben wir uns in den letzten Jahren hart erarbeitet“, sagt Margret Oberem. Inzwischen sind sie und ihre Frau zweifache Omas. „Wir lieben es, mit unserer Enkelin und unserem Enkel Zeit zu verbringen“, erzählt sie. „Für die Kinder ist unsere Beziehung selbstverständlich.“

Die beiden Frauen setzen sich für die Gleichberechtigung homosexueller Frauen in der Kirche ein – zum Beispiel in dem „Netzwerk katholischer Lesben“. Eines der Ziele dieses Netzwerkes ist es, ein Kirchen- und Gemeindeverständnis zu schaffen, in dem lesbische Frauen aktiv und sichtbar sind, ohne diskriminiert zu werden. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn man aus Angst vor dem Jobverlust nicht offen zu seiner Familie stehen kann“, sagt Manuela Sabozin-Oberem. Sie war Gemeindereferentin und Krankenhausseelsor-gerin. Heute leitet sie die Frauenberatungsstelle in Recklinghausen.

Gemeinsam mit ihrer Frau blickt die 54-Jährige positiv in die Zukunft. „Erst mal werden wir im Sommer eine Jubiläumsreise nach Portugal machen. 25 gemeinsame Jahre – das wird gefeiert.“

 

IN GUTEN UND IN SCHLECHTEN ZEITEN

Ihre Liebe war ein paar Monate alt, als es zum ersten Mal auf eine harte Probe gestellt wurde. Mechthild Schiller-Lang aus Bottrop bekam 2021 Brustkrebs. Die dreifache Mutter musste Chemotherapien und Operationen über sich ergehen lassen. An ihrer Seite: ihr Partner Alexander. „Für mich war klar, dass ich meine Seelenpartnerin gefunden habe“, erzählt er. Beide hatten damals langjährige Ehen hinter sich. Sie freuten sich über ihr neues Glück.

Als Mechthild Schiller-Lang ihre Chemotherapien beendet hatte, musste sie eine weitere furchtbare Hiobsbotschaft verkraften: Ihr 27-jähriger Sohn Benedikt hatte ebenfalls Krebs. „Wenn ich Alexander nicht gehabt hätte, wäre ich wahnsinnig geworden“, erinnert sie sich unter Tränen. „Ich kann gar nicht in Worte fassen, was dieser Mann alles für meinen Sohn und mich getan hat. Ich wünsche jedem Menschen, einmal so geliebt zu werden.“

Für das Paar stand fest, dass es heiraten möchte – und das am liebsten mit einem Fest und Gottes Segen. „Nur“ eine standesamtliche Trauung kam für die beiden nicht infrage. Mechthild Schiller-Lang hat bereits einmal katholisch kirchlich geheiratet. „Und in der Katholischen Kirche ist es leider nun mal so, dass man kein zweites Mal vor den Traualtar treten darf“, so die 55-Jährige, die für die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung als Schulungsreferentin arbeitet und sich privat in ihrer Gemeinde engagiert.   

Gemeinsam suchte das Paar nach einem Ausweg – und fand ihn auf einer großen Messe, auf der sich alles ums Heiraten drehte. Dort lernte es das Trauteam des Bistums Essen kennen und erfuhr, dass es auch Segensfeiern für Geschiedene gibt. „Endlich wussten wir, wie wir unsere Hochzeit feiern können“, erinnert sich Mechthild Schiller-Lang. Sie und Alexander Lang baten Pastoralreferentin Jessica Lammerse vom Trauteam darum, ihre Segensfeier zu planen und zu begleiten.

Doch dann starb unerwartet Sohn Benedikt. „Und das, obwohl es ihm nach einer Stammzellspende besser ging“, sagt Mechthild Schiller-Lang. Die Trauer um ihr geliebtes Kind ist ihr deutlich anzumerken. „Wir haben lange überlegt, ob wir die Hochzeit absagen. Doch es war Benedikts Wunsch, dass dieses Fest so wie geplant stattfinden soll.“ Pastoralreferentin Jessica Lammerse stand dem Paar in dieser schweren Situation zur Seite. „Sie ging behutsam auf all unsere Wünsche ein und gab uns Anregungen für den Ablauf der Segensfeier“, so Alexander Lang.

Am Hochzeitstag schien die Sonne, der Himmel war wolkenfrei. Auf einem idyllischen Hof in Essen versprachen sich die beiden unter einer Rotbuche die ewige Liebe – verbunden mit einem Segen für sie persönlich und zum Schluss für alle Anwesenden. „Wir haben uns Gott in diesem Moment so nah gefühlt“, erinnert sich Mechthild Schiller-Lang. Auf dem Altar stand ein Foto, das ihren Sohn zeigte. Ein Ballon bewegte sich im seichten Wind hin und her. Liebe lag in der Luft.

 

WELCH EIN SEGEN!

Das Trauteam des Bistums Essen unterstützt gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung Menschen bei der Vorbereitung einer kirchlichen Hochzeit.

Ein neues Angebot des Trauteams richtet sich an alle Paare, die eine Segensfeier für ihre Partnerschaft planen oder die sich anlässlich ihrer standesamtlichen Trauung den Segen Gottes wünschen. Der Kurs „SEGEN.FEIERN.ALS.PAAR“ findet 2024 zweimal statt: am 14. April von 15 bis 18 Uhr und am 22. September von 15 bis 18 Uhr. Die Kursgebühr beträgt 15 Euro.

Anmeldungen bitte per Telefon unter 0234 95089-11 oder per E-Mail unter bochum-wattenscheid@kefb-info.

Informationen zu weiteren Angeboten finden Interessierte unter trauteam.bistum-essen.de.

Text Kathrin Brüggemann
    

 

 

 

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