Dezember 2023
EINE WERTVOLLE ZEIT
Wer sich für andere einsetzen und dabei Berufserfahrung sammeln möchte, kann auch im Bistum Essen Freiwilligendienste absolvieren – in vielen verschiedenen sozialen Bereichen. BENE stellt zwei junge Menschen vor, die frisch in ihr Abenteuer gestartet sind.
„Die gute Seele der Klasse“
David Dworeck engagiert sich an einer Förderschule
In der großen Pause gibt er Gas: Schwungvoll schiebt David Dworeck die vergnügt lachende Maja im Rollstuhl über den Schulhof. Der 21-Jährige, der an der Jordan-Mai-Schule in Gladbeck ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) macht, ist heute für die Betreuung der jungen Frau zuständig.
Auf der grauen Wand hinter dem Basketballplatz steht das Motto „Eine Schule mit Respekt“. Ein buntes Graffiti, das nicht zu übersehen ist. „Bei uns darf jeder so sein, wie er ist“, betont Cornelia Heinbach. Sie ist stellvertretende Leiterin der bischöflichen Schule, die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit besonderen Handicaps individuell fördert.
Ein Team aus Lehrkräften sowie Fachleuten aus Therapie, Pflege und Pädagogik kümmert sich intensiv um die jungen Menschen „Dabei unterstützen uns Freiwillige“, sagt Cornelia Heinbach. „Die packen nicht nur tatkräftig mit an. Sie machen auch einfach mal Quatsch mit den Schülerinnen und Schülern. Für mich gehören sie zu den guten Seelen der Klassen.“
Die FSJler helfen bei allem mit, was ansteht. Sie bringen ihre Schützlinge in die Turnhalle und das Therapiebad, übernehmen kleine handwerkliche Aufgaben, teilen die Mahlzeiten aus. Im Moment wird in der Klasse, in der David Dworeck im Einsatz ist, zu Mittag gegessen. Der junge Mann sitzt neben Maja und hält ihr ein Tablet hin. Auf dem kleinen Computer sind Symbole abgebildet, die sie anklicken kann. „Mit dieser Kommunikationshilfe kann Maja uns zum Beispiel mitteilen, was sie essen oder trinken möchte“, sagt er.
Den einen hilft er bei alltäglichen Dingen, den anderen beim Rechnen. „Ein Schüler hat dank meiner Hilfe schnell Fortschritte beim Multiplizieren gemacht. Das war für mich ein Erfolgserlebnis.“ David Dworeck muss flexibel sein und sich auf die unterschiedlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler einstellen. Das beschreibt er lächelnd als „herausfordernd, aber auch bereichernd“. Der Abiturient kann sich vorstellen, nach seinem freiwilligen Dienst Sonderpädagogik zu studieren, um später selbst Kinder mit besonderen Handicaps zu unterrichten.
Für die stellvertretende Schulleiterin wäre das ein Gewinn: „Wir suchen Menschen, die Einfühlungsvermögen und Energie haben. David hat jetzt Zeit, um zu testen, ob der Job als Lehrkraft an einer Förderschule zu ihm passt.“
Informationen zu den Angeboten der Einrichtung finden Sie unter www.jordan-mai-schule.de.
„Ich muss zuverlässig sein“
Elias Reinholz lernt die Arbeit in einem Altenwohnheim kennen
„Und jetzt mit Schmackes!“ Elias Reinholz feuert Gisela Sorg beim Sitzkegeln an. Er gibt ihr einen Ball, den die 83-Jährige konzentriert in die Mitte des Raumes rollt. Fast alle der dort aufgestellten Kegel fallen polternd um. Das würdigen die Mitspielenden mit einem dreifachen „Gut Holz, gut Holz, gut Holz“.
In dem Altenwohn- und Pflegeheim „Marienhaus“ in Essen herrscht an diesem Vormittag gute Stimmung. Nach zwei Runden Sitzkegeln verteilt Elias Reinholz, der in der Einrichtung seinen Bundesfreiwilligendienst leistet, Becher mit Wasser. Trinkpause für alle.
Nach der dritten Kegelrunde werden die Pokale übergeben: Gisela Sorg hat es auf den zweiten Platz geschafft. „Super gemacht“, sagt Elias Reinholz zu der sportlichen Dame, die sich bei dem 17-Jährigen für die Unterstützung bedankt. Sie hat nur lobende Worte für den jungen Mann übrig: „Er hat sich schnell bei uns eingelebt und geht sehr gut auf unsere Bedürfnisse ein.“
Arbeitsbeginn ist für Elias Reinholz um 7.30 Uhr. Dann hilft er dabei, im Esszimmer das Frühstück zu verteilen und die Bewohnerinnen und Bewohner an die Tische zu begleiten. Später besucht er die älteren Menschen auf ihren Zimmern oder geht mit ihnen eine Runde durch den Garten. „Ich unterhalte mich gern mit ihnen“, sagt er. „Sie erzählen mir oft etwas aus ihrer Vergangenheit. Das finde ich spannend.“
Er profitiert von der Weisheit der Älteren – sie fragen ihn um Rat, wenn es um technische Themen geht. „Ich helfe ihnen schon mal, wenn sie mit ihrem Handy nicht zurechtkommen oder etwas im Internet bestellen möchten“, erzählt er.
Der 17-Jährige möchte später Offizier bei der Bundeswehr werden. Im Altenheim lernt er, was es heißt, diszipliniert zu sein: „Ich bin mitverantwortlich für die Menschen aus dem Wohnheim. Es ist wichtig, dass ich zuverlässig und aufmerksam bin. Es kann sein, dass es jemandem plötzlich nicht gut geht. Dann muss ich den Pflegekräften sofort Bescheid geben.“
Elias Reinholz sammelt die Kegel ein, die noch verstreut auf dem Boden liegen. Dann setzt er sich zum Plaudern zu Gisela Sorg an den Kaffeetisch.
Auf www.marienhaus-essen.de stellt sich die Essener Einrichtung vor.
ERFAHRUNGEN IM SOZIALEN BEREICH SAMMELN
Die Wartezeit bis zum Studium sinnvoll überbrücken, einen Einblick in spannende Berufe bekommen, die eigenen Fähigkeiten stärken – die Gründe für einen Freiwilligendienst im Bistum Essen sind vielfältig. Fest steht: Man erfährt dabei, ob die Tätigkeit im sozialen Bereich zu einem passt. Die Freiwilligen werden unter anderem als Hilfskräfte in Altenheimen, Krankenhäusern, Förderschulen oder auch in Kirchengemeinden eingesetzt. Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) richtet sich an Menschen zwischen 16 und 26 Jahren, der Bundesfreiwilligendienst (BFD) ist altersoffen. Beide Dienste dauern zwischen sechs und 18 Monaten und werden mit monatlich 465 Euro vergütet. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. Wer sich bewerben möchte, sollte einen Schulabschluss haben, mit Menschen zusammenarbeiten und an einem begleitenden Seminar
teilnehmen wollen.
Wenn Sie mehr über das Thema erfahren möchten oder Interesse an einem der beiden Dienste haben, melden Sie sich bitte unter der Telefonnummer 0201 2204-513. Infos gibt es außerdem unter freiwilligendienste.bistum-essen.de.
Text Kathrin Brüggemann