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Am Ball: Schiedsrichterin Nadine Westerhoff

Schiedsrichterin Nadine Westerhoff aus Bochum beim Bundesligaspiel MSV Duisburg gegen VfL Wolfsburg in der Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg.

Juni 2024

MENSCH, SCHIRI!

Nadine Westerhoff aus Bochum pfeift Fußballspiele in der Bundesliga der Frauen

Eigentlich bleibt sie im Hintergrund. Fällt Nadine Westerhoff allerdings eine falsche Entscheidung, gerät sie sofort in die Schusslinie. Dann muss die DFB-Schiedsrichterin aus Bochum mit Buhrufen und Kommentaren in den Medien rechnen. Wie die 41-Jährige damit umgeht, hat sie BENE-Redakteurin Kathrin Brüggemann erzählt.

 

BENE: Frau Westerhoff, Sie begleiten als Schiedsrichterin das Fußballspiel und sorgen dafür, dass auf dem Platz Recht und Ordnung herrscht. Wenn sich jemand nicht an die Regeln hält oder eine Situation unklar ist, greifen Sie ein. Sie müssen also schnell wichtige Entscheidungen treffen. Da kann es passieren, dass Sie auch mal danebenliegen, oder?

Nadine Westerhoff: In den letzten Monaten gab es tatsächlich ein, zwei Situationen, in denen mir Fehler passiert sind.

Worum ging es da genau?

Bei einem Spiel habe ich einen Hand-Elfmeter gepfiffen. Ich war mir sicher, dass die Hand der Spielerin am Ball war. Bei meiner Assistentin habe ich mich dann rückversichert. Am Ende des Tages hatte ich allerdings unrecht. Das war natürlich ärgerlich! Für die Mannschaft, die ein Elfmeter-Tor kassiert hat, aber auch für meine Kollegin und mich. Uns tut das dann auch leid. Wir machen das nicht extra. Es gehört nun mal zum Spiel, dass jemand die Entscheidungen trifft. Und dass da dann mal Fehler passieren, ist doch menschlich.

Auf technische Hilfsmittel können Sie nicht zurückgreifen?

Technische Hilfsmittel wie einen Videobeweis haben wir in der Frauen-Bundesliga leider noch nicht – das kommt hoffentlich bald. Zum Glück bekomme ich vom Spielfeldrand aus Unterstützung von meinem Team. Aber die Hauptverantwortung trage ich. Ich muss für alles gerade­stehen, was entschieden wird.

Wie gehen Sie damit um?

Ich muss Entscheidungen treffen, die nicht jedem gefallen. Da wird man dann schnell von mehreren Tausend Menschen im Stadion ausgepfiffen. Aber da muss man drüberstehen. Früher habe ich negative Reaktionen an mich rangelassen. Die haben mich dann noch tagelang beschäftigt. Inzwischen habe ich gelernt, das Ganze nicht mit nach Hause zu nehmen. Mein privates Leben muss ja weitergehen. Ich habe eine Familie, eine kleine Tochter. Meistens mache ich am Tag nach einem Spiel das Handy aus. Kommentare in den sozialen Medien ignoriere ich komplett. Die sind zum Teil so heftig, die sollte man auf keinen Fall lesen.

Ganz schön viel Druck für eine Tätigkeit, der Sie nebenberuflich nachgehen.

Das stimmt. Ich bin eigentlich Reiseverkehrskauffrau und in Vollzeit angestellt. Da ist es manchmal gar nicht so leicht, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich hoffe, dass sich da in den nächsten Jahren etwas tut und die Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga mehr finanzielle Unterstützung erhalten.

Bekommen Sie denn zumindest mentalen Beistand?

Auf jeden Fall. Wir stehen ja in den oberen Ligen auch in der Öffentlichkeit. Die Spiele werden im Fernsehen übertragen, die Zeitungen berichten. Wenn wir da mal psychologische Hilfe benötigen, können wir diese in Anspruch nehmen. Und wir bekommen Unterstützung bei der Analyse unserer Entscheidungen, die wir nach jedem Spiel machen.

Trotz des zeitlichen Aufwands und der großen Verantwortung, die Sie tragen, bleiben Sie als Schiedsrichterin am Ball. Warum?

Mir macht das einfach Spaß! Ich freue mich darauf, am Wochenende ins Stadion zu fahren. Sobald ich den Rasen betrete und den ersten Gang über das Spielfeld mache, habe ich ein richtiges Glücksgefühl. Es ist schön, mal rauszukommen und mit den anderen Leuten vor Ort zu quatschen. Wir sind beim Fußball wie eine große Familie. 

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