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Weiter geht's mit Frauenpower im Bistum Essen (Folge 2)

Selbständigkeit und Unabhängigkeit sind wichtig!

Interview mit Mirja Wolfs, Kommissarische Geschäftsführerin des
Kita-Zweckverbandes im Bistum Essen

BENE: Wie wurden Sie erzogen und was haben Sie daraus für Ihren Beruf gelernt?
Wolfs: Ich habe natürlich die besten Eltern überhaupt! Ihre Unterstützung und Förderung hat mich geprägt und meinen beruflichen Zielen eine besondere Bedeutung gegeben: Dazu zählt die Stärkung von Mitarbeitenden! Was sie mir noch mitgegeben haben sind: Wertschätzung, Nächstenliebe, Gemeinschaftsgefühl und Fürsorge. Diese Werte haben in unserem Tätigkeitsfeld einen hohen Stellenwert. Und schließlich haben meine Eltern immer geschaut, dass ich auf eigenen Beinen stehe. Selbständigkeit und Unabhängigkeit sind wichtig! Genau das spiegelt sich in der Arbeit unserer Erzieherinnen: Es geht darum, dass Kinder sich bestmöglich entfalten. Und das gilt natürlich für Mädchen und Jungs gleichermaßen.

Erinnern Sie sich noch an Ihre eigene Kindergartenzeit?
Ich erinnere mich tatsächlich gut, weil ich fast täglich an meiner Kita St. Georg in
Essen Heisingen vorbeifahre. Ich habe auch meine Erzieherin hier im Kita-Zweckverband wieder getroffen. Sie ist jetzt meine Kollegin. Ich weiß noch, dass ich ein sehr schüchternes Kind war, aber dass mich unter anderem die Kita-Zeit in meiner Entwicklung sehr geprägt hat.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Arbeitsfeld heute?
Die Größe des Verbandes! Ich bin verantwortlich für 16.500 Kinder und deren
Familien. Es gibt ein breites Spektrum an Lebensrealitäten: Arm und Reich, Alleinerziehende, Migration, unterschiedliche Bildungsanforderungen der Eltern. Wir müssen jeden Tag Antworten liefern – ob es um Erziehungsfragen geht oder praktische Umsetzungen. Manchmal geht es auch einfach nur darum, Kindern ein warmes Mittagessen zu ermöglichen. Einige Kinder bekommen ausschließlich bei uns eine warme Mahlzeit. Das Ruhrbistum ist in erheblichem Maße von Kinderarmut betroffen. Es besteht ein großer Handlungsbedarf, und da hat insbesondere katholische Kirche eine Verpflichtung. Natürlich fordern mich auch  die vielen Rahmenbedingungen heraus: Immobilienstrategie, Gebäudemanagement, Personalcontrolling, Wirtschaftsplan. Der Spagat zwischen inhaltlicher Entwicklung und den finanziellen Rahmenbedingungen ist eine Herausforderung. Wobei für mich die
Familien und Kinder immer an erster Stelle stehen.

Frauendomäne Erziehungsarbeit versus Männerdomäne Katholische Kirche.Wie geht das in der Praxis?
Ich finde genau diesen Kontrast sehr spannend und vielfältig. Ich bin sehr dankbar, dass unser Bischof und unser Generalvikar der Frauenförderung im Bistum Essen eine besondere Bedeutung zuschreiben. In den vergangenen Jahren zeigt sich eine Entwicklung im Bistum Essen, die in Führungskonferenzen, Veranstaltungen oder auch an diesem Interview spürbar wird. In der oberen Management-Ebene braucht es allerdings noch weitere Konzepte. Es ist ein schwieriges Feld. Da braucht es gute Konzepte, die den weiblichen Führungskräften, aber auch der Organisation gerecht werden. Führung hat immer etwas mit Kontinuität zu tun. Und da sind wir schnell beim Stichwort Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In den Spitzenfunktionen ist das leider noch nicht sehr verbreitet.

Was können die 99 Prozent Erzieherinnen  den kleinen Mädchen und Jungs
vermitteln, damit das anders wird?

Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist Geschlechtererziehung und Sensibilisierung. Ich ertappe mich oft selber, wie ich  Stereotypen bediene: Wird ein Mädchen geboren, bekommt es rosa Sachen, der Junge dann das Auto. Dieses Verhalten gilt es sorgsam zu reflektieren, wenn eine Veränderung erzeugt werden soll. Im Übrigen gilt das auch für männliche Rollen. Gerade, wenn es um Geschlechtererziehung in der Kita geht,  braucht es männliche Vorbilder, brauchen wir mehr männliche Erzieher.
Im Bistum Essen gibt es bereits zwei 24-Stunden-Kitas: Würden Sie Ihr Kind in eine solche Einrichtung geben?
Es ist richtig und wichtig, dass wir solche Angebote haben, dass wir als katholische Kirche verlässlicher Partner für Familien sind und auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten reagieren. Es geht um flexible Betreuung anhand des Bedarfs und dies immer zum Wohle des Kindes! Denken Sie an Eltern, die in Schichtdiensten arbeiten. Da kann eine Randzeitenbetreuung oder auch eine Betreuung darüber hinaus ein unterstützendes Element sein.
Ihr liebstes Kinderlied?
... ist kein Kinderlied, sondern ein Lied über Kinder. Herbert Grönemeyers „Kinder an die Macht“. Das haben wir sogar hier bei uns in der Geschäftsstelle als Telefonschleife. 

Steckbrief: Mirja Wolfs

Alter: 32
Anzahl der Mitarbeiterinnen: mehr als 3000 (99% Frauen)
Familienstand: verheiratet, keine Kinder
Stundenumfang: Vollzeit
Werdegang: geb. in Essen, Abitur, Erziehungswissenschaftlerin (E-Learning und Wissensmanagement) Universität Duisburg-Essen, z Zt.: berufsbegleitendes Studium
Hobbys: Hund
Leitspruch: „Ein guter Anfang braucht Begeisterung,
ein gutes Ende Disziplin.“ (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger)

 

Zum ersten Artikel der Reihe: Frauenpower im Bistum Essen

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