Heribert Hölz fährt pro Jahr drei Mal in das zerrüttete Bosnien. Er sieht verarmte Familien, zerstörte Wohnhäuser, schwer kranke Menschen, um die sich niemand kümmert. „Es wird dort weiter Krieg geführt, nur mit anderen Waffen.“
Die Politik sei einfach hanebüchen, meint er. In dem Land, in dem bosnische Serben Moslems und Kroaten zusammen leben, regiere das Chaos. „Die Politiker der verschiedenen Volksgruppen kommen einfach nicht auf einen Nenner. Fast die Hälfte des Volkseinkommens geht in die Verwaltung.“ Die Folge: Eine völlig verarmte Bevölkerung. Eine Arbeitslosigkeit von bis zu 70 Prozent. Alte Menschen, die monatlich nur 50 Euro Rente bekommen. Zustände, die Heribert Hölz zutiefst schockieren. Inzwischen betreibt er in Zenica eine Suppenküche, in der er täglich 122 Essen austeilen lässt. Außerdem unterstützt er die Alten- und Krankenhilfe, bezahlt Medikamente. Er gründete eine Kleinbauerngenossenschaft, rief Patenschaften ins Leben. 1500 Familien wurden von deutschen Paten unterstützt.
Der Wunsch, sich zu engagieren, entstand bei dem zweifachen Vater 1991. Damals sah er die Bilder vom Krieg im Fernsehen. „Ich fühlte mich an mein eigenes Schicksal erinnert.“ Er sei in armen Verhältnissen vaterlos aufgewachsen. Mit seiner Mutter, zwei Brüdern und seiner Großmutter, die im zweiten Weltkrieg ausgebombt wurde, lebte er in Duisburg-Hochfeld in zwei Zimmern. Sein Ziel: Kriegsopfer aktiv zu unterstützen. Der Sozialarbeiter sammelte Spenden bei seinen Caritas-Kollegen, kaufte für 11 000 Mark Lebensmittel. „Am 15. Februar 1992 habe ich mich in einen 7,5-Tonner gesetzt und bin in den Krieg gefahren.“ Scharfe Grenzkontrollen, Angst vor Angriffen und fehlende Sprachkenntnisse machten die Fahrt zu einem Martyrium. „Ich habe unvorstellbares Elend gesehen“, sagt er und schluckt aufkommende Tränen herunter. „Die Menschen dort waren so dankbar. Sie haben mich angesehen als käme ich von einem anderen Stern.“
Seitdem war er 85 Mal in Bosnien, Ehefrau Ursula war 60 Mal dabei. Mit 25 Helfern belud das Paar in Duisburg 72 Schwertransporter mit je 30 bis 35 Tonnen Lebensmittel, Bekleidung, Möbeln und sogar Kirchenausstattung. Eine Arbeit, für die beide das Bundesverdienstkreuz bekamen. „Wir wissen, dass wir ein bisschen verrückt sind. Für uns ist das aber ein Ausdruck für Bewegung. Wir ‚verrücken´, wir bleiben nicht stehen.“
WIR LEBEN FÜR DIE BOSNIEN-HILFE
- 72 Hilfstransporte in 25 Jahren
- 3 Millionen Euro Spenden
- 1500 Patenfamilien
- 2200 Tonnen Hilfsgüter