Die Eltern von Cristina Fernandez-Moser (Foto oben links) gehörten zur ersten Generation der Gastarbeiter im Ruhrgebiet. Mitte der 1960er Jahre kamen sie aus der Nähe von Gijon nach Essen, weil es hier Beschäftigung für den Vater gab. „Eigentlich sollte das nicht für immer sein“, berichtet die Vorsitzende des Elternvereins. Sie war sieben, als ihre Eltern sie nach Deutschland holten. „Unsere Familie lebte zeitweise getrennt.“ Mit ihren Geschwistern und Eltern zusammen gab es gerade mal zwei gemeinsame Jahre.
Doch trotz der Hin- und Hergerissenheit zwischen alter Heimat und neuem Lebensmittelpunkt blieben sie. Das hatte auch damit zu tun, dass das Bistum Essen für die Spanier 1968 ein eigenes Gemeindehaus zur Verfügung stellen konnte. In der „Misíon Católica Española“ kümmerten sich fortan der Priester Carlos Castejon und die Schwestern der rdensgemeinschaft der Salesianerinnen um die Integration der Kinder. „Ich war den ganzen Tag im Schulunterricht“, schildert Fernandez- Moser, „morgens war ich Deutsche, mittags Spanierin.“ Die Nonnen unterrichteten die Gastarbeiter-Kinder in deren Muttersprache – und das war ganz wichtig, „damit wir den Anschluss an unsere Sprache nicht verloren“.
Und so wurde aus Cristina Fernandez- Moser, die, wie der Name verrät, einen deutschen Mann heiratete, eine, wie sie selbst sagt, „Europäerin“. Eine, die sich engagiert für die nachfolgenden Generationen und für den Kulturaustausch, die im Integrationsrat der Stadt Essen ringt und kämpft, dass das, was die Generation ihrer Eltern begonnen hat, nicht nur weitergeführt, sondern auch ausgebaut wird.
DISZIPLIN, AUSDRUCK, EMOTIONEN
Klack, klack-klack, klack-klack. Im Rhythmus der Gitarrenmusik stampfen die Schülerinnen mit ihren Schuhen auf den Boden der Übungshalle in der Franziskanerstraße. Flamenco-Unterricht mit Tänzerin Rafaela Escoz, die höchste Disziplin einfordert. Jeder Schritt muss sitzen, die Arme dürfen nicht irgendwie herumwedeln, die Haare gehören zusammengebunden. Ihr Mann, Juan Fernando Luengo, spielt die typischen Flamenco-Takte auf der Gitarre. Hier geht es um Ausdruck, um Emotionen, um Freude, Trauer, Schmerz – alles oder nichts.