Besuch bei...

Eine Frau für alle Fälle

Bahnhofsmission
Foto: Achim Pohl

 Schnelllebig, hektisch, unübersichtlich: Der Essener Bahnhof ist für viele Menschen ein Ort, an dem sie nicht unbedingt mehr Zeit als nötig verbringen möchten. Ulrike Peine geht es da anders: Für die Mülheimerin ist der Bahnhof eine Art Zuhause. Und dieses Gefühl von Zuhause möchte die Leiterin der Bahnhofsmission weitergeben. Deshalb ist es ihr eine Herzensangelegenheit, Reisenden, Obdachlosen und Hilfesuchenden einen Ort der Ruhe und Sicherheit zu geben.

Ob es der ältere Herr ist, der von A nach B gebracht werden muss oder der Obdachlose, der sich im Aufenthaltsraum der Bahnhofsmission aufwärmen möchte: Ulrike Peine nimmt jedes Anliegen ernst. Unterstützt wird sie dabei von 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern. „Sie sind das Herz der Bahnhofsmission“, erklärt sie. Und es werden dringend weitere Hilfskräfte gesucht. Schließlich hat die Bahnhofsmission im Durchschnitt 40 bis 80 Besucher täglich. Die Räume, die sich in dem Gang zu Gleis 21 befinden, sind hell und freundlich. Es gibt sogar ein Wickelzimmer, in dem Mütter mit kleinen Kindern Ruhe finden. „Wir sind kein Kinderhort, aber wir bieten Reisenden zwischen zwei Aufenthalten einen konsumfreien Ort zum Durchatmen an.“

Die Bahnhofsmission habe zwei Hauptaufgaben, so die 1,74 Meter große Frau. Zum einen bietet sie Reisenden konkrete Reisehilfen an. Blinde Menschen werden zum Beispiel von Ehrenamtlichen durch das  Bahnhofsgebäude gebracht. Auch Reisende, die nicht wissen, wie sie vom Gleis  zur U-Bahn kommen sollen, können sich bei Ulrike Peine und ihren Mitarbeitern melden. Ein Service, der vor allem von  Senioren in Anspruch genommen wird. Für diese bietet die Bahnhofsmission bald

Führungen in Kleingruppen an. „Hier zeigen wir, wo der Info-Schalter ist, wie man die Zeittafel liest und wie man ein Ticket zieht. Nur wer sich auskennt, hat auch  keine Angst mehr.“

Ulrike Peine hilft nicht nur gestrandeten Reisenden: Sie kümmert sich auch um Menschen, die vom Leben ausgebremst wurden. „Wir sind eine soziale Erstberatungsstelle. Das bedeutet, dass wirklich  jeder mit jedem Problem zu uns kommen kann.“ Egal wie klein oder groß die Not:  Ulrike Peine ist die Frau für alle Fälle.

So koordiniert sie alle Einsätze ihrer Mitarbeiter. Diese helfen zum Beispiel fremdsprachlichen Bürgern beim Ausfüllen von Anträgen. Oder sie gehen mit Bedürftigen zum Arbeitsamt, um für sie ein Sozialticket zu beantragen. Und nicht nur das: „Vor Kurzem war ein junger Mann hier, der  völlig verzweifelt war, weil ihm auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch ein Knopf vom Jackett abgefallen ist. Auch den nähen wir dann wieder an.“ Wenn es sich  allerdings um  weitergehende Probleme handelt, vermittelt sie die Bedürftigen an die entsprechenden Fachbereiche in Essen. Zum Beispiel an das Arztmobil, die Kinder- und Jugendhilfe, die Suchtberatung oder die Notschlafstelle. „Wenn es sein muss, telefonieren wir stundenlang, um einen Arzt zu finden, der einen nicht-versicherten Kranken behandelt. Wir wollen diese Menschen von ihrem Leid befreien.“

Und Leid sehen Ulrike und ihre ehrenamtlichen Helfer viel. Im Aufenthaltsraum der Bahnhofsmission sprechen sie tagtäglich mit Menschen, die auf der Straße leben. „Viele von ihnen haben Schwierigkeiten damit, in ein ,normales Leben‘ zurückzukehren, viele wollen sich nicht anpassen. Es ist daher nicht die Aufgabe der Mission, irgendwen irgendwo hinzuschubsen. Es ist unsere Aufgabe, Alternativen aufzuzeigen, wenn sich jemand ändern möchte.“ Für  einige dieser Obdachlosen seien sie die letzte Bastion. Deshalb ist es Ulrike Peine so wichtig, am Brennpunkt Bahnhof soziale Arbeit zu leisten. Eine Art von Nächstenliebe, die für sie selbstverständlich ist.

Ihre Mitarbeiter und sie warten nicht darauf, dass Hilfesuchende zu ihnen kommen. Sie gehen auch auf die Menschen zu, laufen regelmäßig durch den Bahnhof.

„Wir sind nicht aufdringlich. Wir wollen, dass die Leute sehen, dass es uns gibt.“  Ulrike Peine wirkt dabei wie ein Fels in der Brandung. Wie ein Ruhepol, an dem die allgemeine Hektik abprallt. Aufmerksam geht sie an den Geschäften vorbei, grüßt die Servicemitarbeiter, lächelt die Verkäuferinnen an. „Es gibt einfach Menschen, die in den Bahnhof gehören“, sagt sie lächelnd. Ulrike Peine ist einer von ihnen.

Öffnungszeiten: Werktags von 8.30 Uhr bis 22 Uhr, samstags von 10 Uhr bis 18 Uhr.

Kontakt unter Tel.: 0201/230723

120 JAHRE BAHNHOFSMISSION

Als christliche Hilfsorganisationen stellen sich die Bahnhofsmissionen in den Dienst der Menschen. Die Missionen in Essen und München feiern 2017 ihren 120-jährigen Geburtstag. In Essen wird es deshalb am 22. April eine Tag der offenen Tür geben.  

Infos: www.bahnhofsmission.de

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