Besserwisser

Besuch bei den „Beet-Schwestern“

Schwester Mariotte (links), Schwester Ursula (Mitte) und Schwester Karin im Gemeindegarten von St. Barbara in Duisburg.

18. September 2023

DA HILFT NUR BEETEN!

Zu Besuch bei den „Missionsärztlichen Schwestern“

In dem großen Gemeindegarten im Duisburger Norden ist ganz schön was los: 30.000 „Gefährtinnen“ leben dort. So nennt Schwester Ursula die Bienen, um die sie sich als Hobby-Imkerin kümmert (Foto rechts). Im Schutzanzug nähert sie sich den brummenden Insekten, zieht eine Wachswabe aus einem der Bienenstöcke und beobachtet die Tiere bei der Arbeit.

„Die Bienen waren in diesem Jahr unglaublich fleißig. Allein die zweite Ernte Ende Juli hat uns gut 130 Kilogramm Honig beschert“, freut sich Schwester Ursula. Sie lebt gemeinsam mit Schwester Mariotte (links im Bild) im Pfarrhaus von St. Barbara in Duisburg-Röttgersbach. Momentan macht Schwester Ursula den Gemeindegarten am Pfarrhaus insektenfreundlich. Seitdem sie weiß, wie ein Bienenvolk funktioniert, habe sie einen anderen Blick auf die Welt, erzählt die 61 Jährige. „Es soll bei uns keine exotischen Pflanzen mehr geben. Bienen brauchen heimische Blumen, an denen sie Nahrung finden.“

Schwester Ursula bezieht die Menschen aus der Gemeinde in ihre Arbeit im Garten mit ein. Sie zeigt Kindern, wie Bienen Honig produzieren, und baut mit Frauengruppen Gemüse an. Das Interesse an einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt zu wecken, ist eines der Ziele der Missionsärztlichen Schwestern. Weltweit sind rund 500 Frauen in dem katholischen Orden tätig. Ihr Auftrag ist es, dazu beizutragen, „dass Gottes Lebens- und Heilkraft in der Schöpfung spürbar wird“, erklärt Schwester Mariotte. Die Ordensfrauen wohnen in kleinen Gemeinschaften, teilen Güter und Geld und tragen Alltagskleidung.

Sie orientieren sich an der konkreten Not und den Bedürfnissen der Menschen. In den Entwicklungsländern bedeutet das für sie unter anderem Gesundheitsarbeit und Armutsbekämpfung durch Bildungsförderung und ökologische Landwirtschaft. In Deutschland engagieren sie sich an mehreren Standorten für Menschen, die es aufgrund von Armut, Wohnungslosigkeit, Behinderung, Alter, Krankheit oder Migration schwer haben. Und sie begleiten Interessierte bei ihrer Suche nach Sinn und Orientierung im Leben.

Schwester Ursula und Schwester Mariotte haben heute Schwester Karin aus Bottrop zu Gast (oben rechts im Bild). Die gelernte Chirurgin war 15 Jahre lang in Oberhausen als Ärztin tätig. Im Moment führt sie im Bottroper Gesundheitsamt Schuleingangsuntersuchungen für Kinder durch. In den Orden trat sie bereits als Studentin ein. „Wir hören auf die Nöte der Zeit und versuchen, darauf Antworten zu geben“, sagt sie über ihre Berufung.

Bei Kaffee und Johannisbeerkuchen erzählen die engagierten Frauen, wie sie das Thema Nachhaltigkeit auf praktische Art und Weise angehen. Sie bieten neben Abendimpulsen und Auszeiten in der Natur auch die Veranstaltung „Da hilft nur beeten!“ an – mit meditativem Arbeiten im Kräutergarten und dem „Erkunden von Gottes Schöpfung in der Großstadt.“

„Wir sind ein Teil der gesamten Schöpfung und mit ihr verwoben. Wir möchten zeigen, wie man schon mit kleinen Dingen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann“, sagt Schwester Mariotte. Die 45-jährige Theologin erzählt mit einem Strahlen auf dem Gesicht von ihrer Arbeit. Sie setzt sich vor allem für soziale Themen ein. Unter anderem macht sie mit dem Bündnis „Gemeinsam solidarisch“ auf den Welttag der Armen aufmerksam, der in diesem Jahr am 19. November stattfindet.

Bewusstes Handeln ist den bodenständigen Ordensfrauen in vielen Bereichen wichtig – auch bei der Körperpflege. Schwester Ursula holt aus dem Nebenraum einen Kasten mit Seifen, Salben und Shampoos, die nach Lavendel, Rosmarin und Honig duften. Sie stellt die Produkte selbst her und verwendet dafür, so sagt sie, „nur Naturstoffe.“ Sie habe festgestellt, wie viel Müll und Schadstoffe die Kosmetikindustrie produziere. „Das ist nicht gut für unseren Organismus, und das ist bestimmt auch nicht gut für den Organismus der Welt“, sagt sie und macht deutlich, warum man sich Gedanken über sein Konsumverhalten machen sollte: „Mein Handeln beeinflusst die Gesundheit meiner Mitgeschöpfe. Und das Handeln der anderen wirkt sich auf mich aus. Entweder wir schaffen es gemeinsam, dem Planeten zu helfen oder wir scheitern gemeinsam. Wenn man das verinnerlicht hat, ändert man gewisse Dinge viel schneller.“

„Man muss sich bewusst machen, dass die Schöpfung uns schützt. Deshalb sollten wir alles dafür tun, um sie zu bewahren“, ergänzt Schwester Karin. Sie erzählt vom Engagement ihrer Mitschwestern, die sich vor allem dort einsetzen, wo „die Erde schreit und Menschen in einer vergifteten Umgebung leben.“ Zum Beispiel in Peru, wo Goldminen den Regenwald zerstören und Schwermetalle das Wasser verpesten.

Die Schwestern aus Duisburg und Bottrop sind fest verwurzelt in ihrer Region. „Wir möchten als Kirche präsent sein – auch dort, wo man uns vielleicht nicht erwartet“, sagt Schwester Ursula. Deshalb sind sie seit neuestem auch mit einem „Kirchenmobil“ im Stadtteil unterwegs und bieten Kaffee an. „An Orten, an denen man sich kurz hinsetzen und eine Pause einlegen möchte. Das kann der Markt, der Kinderspielplatz oder der Friedhof sein. Wer möchte, kann mit uns sprechen, muss es aber nicht. Wir sind einfach nur da.”

DIE ENTSTEHUNG DES ORDENS

Die Ordensgemeinschaft der „Medical Mission Sisters“ („Missionsärztlichen Schwestern“) wurde 1925 von der österreichischen Ärztin Anna Dengel in Washington DC gegründet. Vier Jahrzehnte lang machten die Ordensfrauen die Fortschritte westlicher Medizin benachteiligten Frauen und Kindern in armen Ländern zugänglich. Von 1967 an entwickelten sie ihren Heilungsauftrag weiter – hin zu einem ganzheitlichen Verständnis von Gesundheit, das das Wohlergehen von Körper, Geist und Seele berücksichtigt. Heute sind die Ordensfrauen in Indien, Pakistan, Indonesien, den Philippinen, Vietnam, Äthiopien, Ghana, Kenia, Malawi, Uganda, Peru, Venezuela, England, den USA und den Niederlanden tätig. In Deutschland gibt es Gemeinschaften in Bottrop, Duisburg, Essen, Berlin, Breinig undFrankfurt. Weitere Informationen zu den Ordensfrauen finden Sie auf www.missionsaerztliche-schwestern.org

Text Kathrin Brüggemann

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