Bekenntnisse

Wieviel Marschmusik steckt in Ihnen, Martin Becker?

Autor Martin Becker

Martin Becker, Autor aus Plettenberg, jüngster Roman: "Marschmusik" Foto: Verlag Luchterhand/ ©Ekko von Schwichow

BENE: Ihr Roman „Marschmusik“ ist eine Ruhrgebietsgeschichte mit viel Lokalkolorit – auch aus dem Sauerland. Wem würden Sie empfehlen, ihn zu lesen?
Becker: Wahrscheinlich zunächst allen, die sich für das Ruhrgebiet und die Region interessieren, die selbst dort gelebt haben und sich damit verbunden fühlen. Vielleicht aber auch allen Töchtern und Söhnen, die das mulmige Gefühl der Rückkehr nach Hause kennen. Das ist der Ort, der uns geprägt und zu dem gemacht hat, was wir sind. Wie kann man ihn als Erwachsener noch betreten, ohne panisch zu werden? Was machen wir mit den Gespenstern der Vergangenheit? Und wie gehen wir damit um, dass das Alte zwangsläufig irgendwann verschwindet?

BENE: Sie sind in Plettenberg aufgewachsen, Ähnlichkeiten zum Roman-Ort „Mündendorf“ nicht ausgeschlossen ... Wie autobiografisch ist „Marschmusik?
Becker: Die erste Antwort lautet: Das Buch ist komplett autobiographisch, alles hat sich so und genau so zugetragen. Antwort zwei lautet: Nichts davon stimmt, alles ist erfunden, deshalb steht ja auch „Roman“ auf dem Cover. Natürlich ist die Grundgeschichte sehr eng mit mir verbunden. Ich komme aus diesem Arbeitermilieu, mein Vater war Bergmann, das Mittelreihenhaus existiert noch, die Mutter im Buch hat große Ähnlichkeit mit meiner Mutter, die Panik des Protagonisten ist zu- gleich auch meine Panik – aber dennoch: Es lässt sich nicht komplett übertragen. Nur so viel: Eine ganz zentrale Figur des Romans, bei der alle vermuten, dass es eine Vorlage in der Wirklichkeit geben muss, ist nahezu komplett frei erfunden ...

BENE: Was bedeutet Ihnen Ihre alte Heimat und was wünschen Sie ihr? Oder, um die Mutter im Roman sprechen zu lassen: Kommen Sie mal wieder?
Becker: Diese alte Heimat hat mich geprägt und prägt mich bis heute. Ganz so oft bin ich nicht mehr dort: Ich lebe derzeit im Wechsel in Leipzig und Prag und bin somit geographisch sehr weit entfernt – emotional aber ist mir die Gegend noch sehr nah und ja, ich komme oft wieder ich kehre oft dorthin zuru?ck, nicht nur in der Literatur, sondern auch höchstpersönlich. Ich mag es, in der Kleinstadt meiner Kindheit zu sein – allen Schatten der Vergangenheit zum Trotz. Und dem Ruhrgebiet wünsche ich mehr Selbstbewusstsein! Es gibt so viele Dinge, u?ber die ich mich immer wieder freue: Das so rege Kulturleben, der meines Erachtens zwar schwierige, aber in vielen Bereichen durchaus gelungene Strukturwandel! Und die Ruhrpottmentalitä ist so originell und einmalig – allein das macht die Region für mich liebenswert und einmalig in Deutschland. Es gibt allen Grund, das Ruhrgebiet zu lieben – und das kann man dem Ruhrgebietler nicht oft genug sagen!

Die Fragen stellte Jutta Laege

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