Ein Limerick über Limerick
Ob die Bezeichnung für Scherzgedichte einst von der gleichnamigen Hauptstadt der irischen Grafschaft Limerick inspiriert worden ist, steht nicht ganz fest. Bei den schönen Künsten macht die Gegend jedenfalls heute noch mit Melodie und Rhythmus von sich reden – wenn auch nicht ausschließlich in schriftlicher Form.
Unsere Pilgertour führt uns also nach Limerick in Irland, wo die Universität die einzige Hochschule weltweit ist, die Irische Musik und Tanz als eigenständiges Studienfach anbietet. Volkstänze sind seit Jahrhunderten ein wichtiger Bestandteil der irischen Kultur, weltweit beliebt sind sie seit eines Auftritts der „Riverdance“- Gruppe beim Eurovision Song Contest 1994 in Dublin. Neben dem typischen Stepptanz mit starrem Oberkörper gibt es allerdings unzählige weitere Stile, in Limerick selbst finden jedes Jahr verschiedene Festivals zum Thema statt. Die Universität liegt direkt am Ufer des Shannon. Der größte Fluss Irlands umrahmt das gesamte Stadtgebiet. Imposantester Ausblick dank Flussnähe und ehrwürdigem Gemäuer: das King John‘s Castle (Foto oben), eine anglo-normannische Burg aus dem 13. Jahrhundert. Insgesamt wurde sie bei Belagerungen fünf Mal zerstört und fünf Mal unter wechselnden Besitzern wieder aufgebaut.
Derlei abenteuerliche Geschichten werden heute im angrenzenden Besucherzentrum erzählt, in unmittelbarer Nähe befindet sich außerdem eine Ausgrabungsstätte namens „Luimneach“ (gälisch), übersetzt bedeutet das „öder Fleck“ – was sich die Wikinger wohl dabei gedacht haben? Sie waren es nämlich, die sich mit ersten Siedlungen im 9. Jahrhundert die strategisch günstige Lage an der Mündung des Shannon in den Atlantik zu nutze machten.
Die Tage der Ödnis liegen für Limerick mit seinen knapp 60.000 Einwohnern wirklich in grauer Vorzeit: Wer einmal selbst über den restaurierten Milk Market in der Cornmarket Row spaziert, wird fast schon überwältigt. Von traditionell hergestellten Lebensmitteln, über Antiquitäten wie keltischem Silberschmuck, bis hin zu Pop-up-Restaurants: hier schlägt das kulturelle Herz der Region. Fehlt eigentlich nur noch der Besuch eines Heimspiels der Munster Rugby-Mannschaft, denn dort hält es weder Einheimische noch Touristen auf den Sitzen und damit ist unser persönliches Limerick-Reisegedicht komplett. I afa