Warum trägt der Papst den Titel „pontifex maximus“ ?

Foto: (FOS_ICON / Shutterstock.com)

URSPRUNG DES BEGRIFFS

„Schon in der römischen Politik gab es das Amt eines ,Pontifex maximus’, das waren die Zuständigen für den Kult, für den Sakralbereich“, erklärt Michael Dörnemann, der Essener Domkapitular. Die römischen Kaiser übernahmen diesen Beinamen dann irgendwann, erst im 4. Jahrhundert nach Christus verzichteten sie wieder darauf. Weitere 100 Jahre später übertrug man den Titel schließlich den Päpsten. „Vor allem ab dem Mittelalter ist der Begriff dann richtig populär geworden, als man in der Renaissance (15./16 Jahrhundert) die römische und griechische Antike wiederentdeckte. ,Pontifex maximus‘ galt als ein Ehrenprädikat der Päpste“, weiß Michael  Dörnemann.

BEINAME MIT SYMBOLKRAFT

Vom „Ehrenprädikat“ zum echten Anliegen: Im Laufe der Geschichte nahmen immer mehr Päpste ihren Beinamen ernst und versuchten, in ihrer Zeit als „Pontifex maximus“ zwischen Menschen und ihren unterschiedlichen Interessen zu vermitteln. Der ureigene christliche Auftrag. Übrigens tragen nicht nur Päpste die Insignien, die Herrschaftszeichen des Pontifex: Stab und Mitra. Auch Bischöfe tun es. „Wenn man irgendwo die Ankündigung liest oder hört, dass in einer Kirche ein Pontifikalamt gefeiert wird, dann ist klar: Dem Gottesdienst wird ein Bischof vorstehen – der eben auch ein Brückenbauer ist“, klärt Domkapitular Michael Dörnemann auf.

HISTORISCHER BRÜCKENBAUER

Als „größter Brückenbauer“ hat sich zum Beispiel Papst Johannes XXIII. (1881 –1963) erwiesen. Als die USA und Russland 1962 in der sogenannten Kubakrise in einen schweren Konflikt gerieten, telefonierte der Papst mit beiden Staatsoberhäuptern. „Er hat mit dafür gesorgt, dass aus der Kubakrise kein Dritter Weltkrieg, vor allem kein Atomkrieg entstanden ist“, macht Michael Dörnemann klar. Johannes XXIII. war es auch, der ein Jahr zuvor das Zweite Vatikanische Konzil einberufen hatte. Mit den Beschlüssen dieser großen Zusammenkunft katholischer Würdenträger ist laut dem Essener Domkapitular ein „Tor in die Moderne“ aufgestoßen worden. „Johannes XXIII. war also auch innerkirchlich ein Brückenbauer. Außerdem zum jüdischen Volk und zu vielen anderen Vertretern der Weltreligionen. Er hat mit dazu beigetragen, dass sich die Religionen vor allem als Stifter von Frieden sehen.“

DER AMTIERENDE PAPST

Mit dem Amtsantritt von Papst Franziskus 2013 verbanden viele die Hoffnung, dass der neue Pontifex Brücken in die Moderne bauen würde. Große Reformen blieben jedoch aus. Für sein Schreiben „Querida Amazonía“, in dem sich der Papst im Februar an die Bevölkerung des Amazonas-Gebietes wandte, erntete er enttäuschte Kommentare vieler Katholikinnen und Katholiken, besonders aus Europa. „Die Menschen in Lateinamerika, vor allem die Brasilianer, sehen Franziskus durchaus als Brückenbauer, weil er zu den Themen, die ihnen auf den Nägeln brennen, etwa der Abholzung des Regenwaldes, klar Position bezogen hat. Wir Europäer haben von dem Schreiben anderes erwartet. Zum Beispiel, dass der Papst zumindest in einem bestimmten Gebiet der Erde ermöglicht, dass Verheiratete zu Priestern geweiht werden können und Frauen Zugang zu allen kirchlichen Ämtern bekommen. Das ist nicht erfolgt“, fasst Dörnemann zusammen.

DIE ZUKUNFT IST WEIBLICH

„Es wird an zukünftigen Päpsten liegen, neue Brücken zu bauen zu Themen wie dem Zugang für Frauen zum Priesteramt. Das ist wichtig, denn dahinter steckt ja auch eine pastorale Not“, macht der Essener Domkapitular klar. „Es gibt immer weniger Priester und pastorale Kräfte. Und Frauen haben die Fähigkeiten, die wir in der Kirche dringend brauchen. Von daher darf dieses Thema auch nicht beendet sein“, ist Dörnemann überzeugt. Der Brückenbau wird die Kirche auch in Zukunft beschäftigen …

Text Sandra Gerke

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