Besserwisser

Lichtblick – Vom Zauber der Kirchenfenster

Buntes Kirchenfenster

Foto: (Domschatz Essen; Esther Brandt, Duisburg)

Sie erzählen Geschichten, geben ein Gefühl der Geborgenheit und lassen Gotteshäuser in den schönsten Farben erstrahlen: Kirchenfenster haben ihren ganz eigenen Zauber, der auch heute noch wirkt. Doch woran liegt das eigentlich? BENE nimmt die sakrale Kunst unter die Lupe.

 

ALTE ZEITEN

Früher war die Kirche nicht nur ein heiliger Raum, sondern diente bei Krieg oder Gewitter als Zufluchtsstätte. Die dicken Kirchenmauern gaben den Menschen Schutz. Die Architektur erinnerte an Burgen, die Fenster waren eher klein. Das änderte sich mit dem Bau der gotischen Kathedralen. Eine neue Technik ermöglichte es, diese in die Höhe wachsen zu lassen und gleichzeitig große Fenster einzusetzen. So wurde der Kirchenraum in ein göttliches Licht getaucht. „In den Fenstern dieser Wände und in den Wänden, die gleichzeitig Lichtquellen sind, offenbart sich etwas anderes, nämlich dass das Licht, das Christus ist, die Wände zu durchdringen vermag.“ Das Zitat stammt von Georg Meistermann (1911 bis 1990). Der Maler schuf mehr als 1000 Kirchenfenster.

AKZENTE SETZEN

Wenn sich das einfallende Licht im Laufe des Tages ändert, erscheint auch der Kirchenraum immer wieder neu. So setzt das Farbenspiel des Lichts Akzente. Interessant: Kirchenfenster sind lichtdurchlässig, aber undurchsichtig. Man kann zwar hinaussehen, aber die Dinge nur schemenhaft erkennen. Alles, was die Ruhe im Raum stört, bleibt draußen. Es gibt übrigens zwei Techniken für die Glasmalerei. Entweder trägt man die Zeichnung auf farbiges Glas auf, oder man bemalt farblose Gläser mit Schmelzfarben, die beim Brennen die gewünschte Farbgebung entwickeln.

ANSCHAULICH

Kirchenfenster zeigen biblische Szenen und heilige Figuren. Früher wurden sie auch als Armenbibeln bezeichnet. Sie verschafften Menschen, die nicht lesen konnten, Zugang zum Christentum. Im Zweiten Weltkrieg wurden viele Kirchenfenster zerstört. Zeitgenössische Künstler wie Gerhard Richter (87) gestalteten sie neu und gaben ihnen dabei eine moderne Note. Die Formenvielfalt der Fenster ist unendlich. Von den Vorgaben der Antike löst man sich. Ein Beispiel: Das Richterfenster im Kölner Dom (Foto unten, Mitte) wurde von einem Computer berechnet. Es zeigt eine zufällige Anordnung von Farbmustern. Kunst in der Kirche birgt Chancen: Kirchgänger, die normalerweise keine Galerien aufsuchen, können zur Kunst finden, kunstaffine Kirchgänger zur Religion.

AUSGEZEICHNET

Einer der bekanntesten Glasmaler ist Marc Chagall (1887 bis 1985), der unter anderem für die Stephanskirche in Mainz Fenster entworfen hat. Er verwendete dabei verschiedene Blautöne, die die Kirche wie eine himmlische Höhle erscheinen lassen. Auch die Chagall-Fenster in der weltberühmten Kathedrale Saint-Étienne im französischen Metz gelten als außergewöhnlich (Foto unten, links). Die großen Glasfenster gaben der Kirche den Namen „La lanterne du bon dieu“ („Die Laterne des lieben Gottes“). Der Künstler über seine Vision: „Wenn ich sehe, dass sich die Menschen nicht so benehmen, wie sie sollten, dann versuche ich, das in meinen Bildern zu korrigieren. Die Kunst muss die Liebe unter den Menschen stärken.“ Auch im Essener Dom lässt sich herausragende Glaskunst bewundern, zum Beispiel die von Heinrich Campendonk (1889 bis 1957). Er entwarf die Fenster im Westbau (Foto links, oben).

Infos: www.dom-essen.de, www.glaskunst-nrw.org

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