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Bleib doch gern! Ja zur Kirchenmitgliedschaft

Foto: shutterstock.com/yarayanastia

Juni 2024

BLEIB DOCH GERN!

Gute Gründe für eine Kirchenmitgliedschaft

In der Kirche bleiben – oder sie verlassen? Die Frage treibt aktuell viele Christinnen und Christen um. „Es gibt sicher gute Gründe, aus der Kirche auszutreten. Das an dieser Stelle zu leugnen, wäre wohl Quatsch.“ Das sagt der Theologe Tobias Sauer unumwunden, als BENE ihn auf das Thema anspricht. Sauer berät mit seinem Team die Kirche in Fragen von Glaubenskommunikation und Weiterentwicklung – auch das Bistum Essen. Eine der brennends­­ten Fragen dabei ist: Braucht es heute überhaupt noch Kirche? „Ja!“, lautet seine klare Antwort. Für BENE hat der 34-Jährige sechs Gründe zusammengetragen, warum in seinen Augen die Kirchenmitgliedschaft weiterhin eine gute Entscheidung ist.

 

Kirche ist kein Selbstzweck
Die Katholische Kirche versteht sich als Gemeinschaft zur Schaffung einer gerechteren Welt und als Ausdruck für die Existenz Gottes. „Das bedeutet, dass die Kirche nicht existiert, um sich selbst zu dienen oder zu erhalten, sondern um einen höheren Zweck zu erfüllen. Sie ist bestrebt, den Glauben zu fördern, Gerechtigkeit zu schaffen und als Gemeinschaft zu dienen“, erklärt der Theologe. „Die Kirche sieht sich als Instrument, das von den Mitgliedern gebraucht wird, um ihren Glauben zu leben und die Welt positiv zu beeinflussen.“

Raum für die großen Fragen
Was ist für mein Leben wirklich wichtig? Wie wird die Welt zusammengehalten? Und was gilt es darüber hinaus noch zu entdecken? Große Fragen wie diese stellt sich die Menschheit seit jeher. „Um sie zu beantworten, braucht es nicht zwangsläufig ein Kirchengebäude oder die Kirche als Institution“, räumt Tobias Sauer ein. „Aber es kann durchaus hilfreich sein, wenn es ab und an Anreize gibt, sich mit solchen Überlegungen zu beschäftigen. Egal, ob es jetzt Gotteshäuser sind, die zum Staunen und Verweilen einladen, oder kirchliche Mitarbeitende, mit denen man über seine Fragen sprechen und Gedanken austauschen kann.“

Orientierung in unsicheren Zeiten
Der Gedankenaustausch mit Menschen, die sich mit Fragen rund um Gott und die Welt beschäftigen, daran knüpft Sauer weiter an: „In einer immer komplexeren und schnelllebigen Welt kann die Kirche als Ort der Beständigkeit und des Trostes dienen. Sie widmet sich schon seit mehreren Jahrhunderten den existenziellen Fragen und bietet eine Reihe von Antwortversuchen aus ganz unterschiedlichen Epochen und geistigen Strömungen. In Phasen der Unsicherheit, wie persönlichen Krisen oder globalen Herausforderungen, kann das ein Schatz sein, in dem sich Antworten, Rituale und Gedanken finden lassen, die Orientierung und Stabilität verleihen.“

Eigenständige Stimme
„Die Kirche handelt unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Interessen. So kann sie in unserer Gesellschaft eine eigenständige Stimme sein, für Werte eintreten, die sie für wichtig hält, und sich für Menschen einsetzen, die Unterstützung benötigen“, argumentiert der Experte. „Als freie Akteurin spielt die Kirche eine wichtige Rolle in Diskussionen und Debatten und trägt dazu bei, den Fokus auf Themen zu lenken, die sonst vielleicht übersehen werden könnten.“

Ansprechbar – auch für Ausgetretene
„Eine der wertvollsten Eigenschaften von Kirche ist, dass sie an so vielen Stellen einfach da ist. Selbst wenn du dich entscheidest, aus der Kirche auszutreten, bleibt sie für dich da. Sie ist weiter ansprechbar in persönlichen Notsituationen, stellt Seelsorgende, unterhält die Telefonseelsorge und Kriseninterventionsteams bei Notständen. Und das alles, ohne zu fragen, ob du Mitglied bist“, macht der Berater klar. Das alles könne natürlich nur dadurch aufrechterhalten werden, weil sich Menschen im Ehrenamt und beruflich für die Kirche engagierten. Und weil Menschen durch ihre Kirchenmitgliedschaft finanziellen Handlungsraum schaffen.

Wer bleibt, kann mitgestalten
„Kirche ist kein Gebäude, keine Vereinsordnung. Die Kirche, das sind die Menschen, die wegen ihres Glaubens an Gott und der damit verbundenen Hoffnung Schritt für Schritt an einer gerechteren Welt arbeiten“, greift Tobias Sauer einen Gedanken vom Anfang auf. „Wenn nur die Menschen übrig sind, die das anders sehen, bleibt viel Potenzial ungenutzt.“ In seiner Schlussfolgerung spricht der Theologe jede Einzelne und jeden Einzelnen an: „Es braucht Menschen wie dich, die bereit sind, für das Gute die Stimme zu erheben, die dafür eintreten und Kirche aktiv mitgestalten.“

DAS GÖTTLICHE IM EIGENEN LEBEN
Ob man in der Kirche bleiben soll oder nicht, ist die eine Sache. Einen Schritt weiter geht die Frage, wie es eigentlich um das persönliche Verhältnis zu Gott steht. Manche Menschen bezeichnen ihren Glauben als „unerschütterlich“. Andere tun sich schwer damit, haben große Zweifel. Für die letzte Gruppe hat Tobias Sauer gemeinsam mit seiner Kollegin, der Religions- und Medienwissenschaftlerin Lisa Menzel, ein Buch herausgebracht: „40 Dinge, die du ausprobieren musst, bevor du aufhörst zu glauben“ (Verlag Herder, 2024, 22 Euro). Auf 192 Seiten bieten die beiden eine Art Reiseführer für die Glaubensfrage: Er gibt Anregungen für eine ganz individuelle, kritische Spurensuche nach dem Göttlichen im eigenen Leben – mit Übungen, die die Sinne schärfen und Klarheit schaffen können.

 

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