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Adelkarim: Mit Humor gegen Rassismus

Comedy-Star Abdelkarim

Foto: ZDF/Willi Weber

Abdelkarim stammt aus einer Bielefelder Familie mit marokkanischen Wurzeln und hat ein Jura- studium geschmissen, um Profi-Komiker zu werden. Mittlerweile ist er 38 Jahre alt und ein preisgekrönter Star der Szene. Zuletzt war er mit seinem Programm „Staatsfreund Nr. 1“ auf Tour. Aktuell bereitet er eine Nachfolge-Show vor. Für BENE hat Abdelkarim eine kleine Pause eingelegt und sich mit Redakteurin Sandra Gerke auf einen Milchkaffee getroffen.

BENE: Lieber Abdelkarim, ausgerechnet in der „heute-show“, bei der Sie ja auch immer wieder mitwirken, gab es letztens einen Beitrag, der die Lebensqualität in Duisburg aufs Korn genommen hat. Sie sind freiwillig ins Ruhrgebiet gezogen. Warum?

Abdelkarim: Die Lage ist einfach super, wenn man – wie ich – viel mit dem Zug unterwegs ist. Ich habe lange in Bochum gelebt und bin jetzt seit 2011 in Duisburg. Ein Freund von mir sagte mal: Alle Themen, die in Talkshows diskutiert werden, findet man hier. Das war nicht unbedingt ein Kompliment. Aber ich finde Duisburg cool! Und es gibt wirklich tolle Ecken! Pluspunkt für mich ist, dass ich hier Verwandtschaft habe.

Das aktuelle BENE-Motto „Gute Besserung!“ kann man Ihnen auch wünschen. Wie geht’s Ihnen nach dem Angriff, den Sie und ein Kamerateam der „heute-show“ am 1. Mai in Berlin erlitten haben?

Abdelkarim: Ich hab das relativ schnell verarbeitet. Aber das war schon eine harte Nummer. Ich habe danach die Zeugenaussage gemacht, dass es min- destens 15 Leute waren, die plötzlich vermummt auf uns zugerannt kamen. Mittlerweile weiß man, dass es sogar ungefähr 25 Leute waren. Wir hatten am Ende Riesenglück, trotz einiger schwerer Verletzungen. Es hätte ganz anders ausgehen können. Dass Medienschaffende so angegriffen werden, ist neu in Deutschland.

Seitdem in den USA ein weißer Polizist den schwarzen George Floyd getötet hat, wird auch in Deutschland über Rassismus im Alltag diskutiert. Genau das ist seit über zehn Jahren zentrales Thema Ihrer Comedy ...

Abdelkarim: Rassismus war nie mein bewusst gewähltes Thema. Ich erzähle halt lustige, absurde und interessante Geschichten aus meinem Alltag. Und da kommt nun mal auch Rassismus vor. Wenn ein Mensch – wie ich – anders aussieht als die sogenannte Mehrheitsgesellschaft, dann erlebt er eben solche Sachen. Um dagegen zu wirken, ist Humor eine riesige, positive Waffe. Wenn Comedy Rassismus zum Thema macht, bleibt es vermutlich sogar bei mehr Leuten hängen, als wenn sich eine Talkshow damit befasst. Humor ist aber nicht das Allheilmittel. Da ist schon die Politik gefragt. Und die Gesellschaft generell. Alle Vernünftigen sollten zusammenhalten und gegen Rassismus ankämpfen.

Apropos Politik: Im Juni war der Start von „Abdelkratie“, einem Projekt, das die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) mit Ihnen auf den Weg gebracht hat. Was steckt dahinter?

Abdelkarim: Die bpb ist schon sehr lange aktiv, wenn es darum geht, junge Leute für politische Inhalte zu begeistern. Sie hat mich für das Projekt angefragt, weil ich selber unsere gesellschaftliche Werte in meiner Comedy thematisiere, und weil sie gemerkt hat, dass auch junge Leute meine Comedy morgen. Für diese Zielgruppe haben wir zehn Videos für YouTube produziert, in denen ich zum Beispiel erkläre, was Demokratie ist oder Meinungs- und Religionsfreiheit. Wichtig war uns allen, dass das alles ohne erhobenen Zeigefinger passieren soll. Die Reaktionen unserer Hauptzielgruppe sind sehr positiv. Und einige LehrerInnen haben mir geschrieben, dass sie die Videos für ihren Unterricht einplanen.

Über was können Sie denn lachen?

Abdelkarim: Über fast alles, peinlicherweise. Ich mag anspruchsvolle Sachen, habe aber auch schon immer Klamauk geliebt. Seit der Grundschule war ich der Klassenclown. Aber in meiner Familie ist mein Vater der Haupt-Comedian. Der hat so eine typisch marokkanische Erzählart und haut immer gute Ge- schichten bei Familienfesten raus. Pointen haben die nie. Sie sind aber trotzdem sehr lustig.

Wo demnächst Pointen von Abdelkarim live zu erleben sind, erfahren Sie unter www.abdelkarim.tv. Die Video-Reihe „Abdelkratie“ ist zu sehen auf www.abdelkratie.de.

 

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