BLAU-WEISSER KULTURSCHOCK...

 

Emily kennt sich mit Behörden aus. In ihrer Heimatstadt Hong Kong muss alles seine Ordnung haben, betont die 24-Jährige. Im Gelsenkirchener Stadtteil Schalke liegen die Dinge aber etwas anders, wie die zierliche Asiatin kürzlich festgestellt hat. „Da war ein Beamter, mit Schnurrbartund formeller Kleidung, aber das ganze Büro, auch die Wände, alles war in Blau-Weiß“, berichtet sie immer noch etwas irritiert.

FUSSBALL IST RELIGION

Pfarrer Christoph Wichmann, der „Vermieter“ von Emily und ihrer Freundin Cheryl, hat den beiden Frauen daraufhin erklärt, wie die Uhren im Ruhrgebiet ticken. „Christoph hat gesagt, dass Fußball hier wie eine zweite Religion ist“, berichtet die 30-jährige Cheryl. Überhaupt haben die zwei viele neue Eindrücke gesammelt. Seit Oktober leisten beide ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ruhrbistum. „Auf Schalke darf man das“, liest Emily stolz vor und zeigt auf die Heckscheibe eines tiefergelegten Opels. Die meiste Zeit spricht sie allerdings Englisch. In den ersten Monaten fiel ihr das Leben in der Fremde daher ziemlich schwer.

Ihrer Mitbewohnerin Cheryl war schon einmal für mehrere Monate in Berlin. Die selbstbewusste Kunstlehrerin hilft daher immer, wenn Emily nach Wörtern sucht. In ihrer gemeinsamen Wohnung haben die beiden Postkarten von Orten aufgestellt, die sie bereits besucht haben: Stockholm, Prag und Barcelona fallen sofort ins Auge. Der Pfarrer hat ihnen seine DVD-Sammlung geliehen und auf dem Esstisch liegt seit Monaten ein Christstollen. „Der ist uns zu süß“, erklärt Emily. Bevor die jungen Asiatinnen ins Ruhrbistum kamen, wussten sie über die Region nicht viel. Sie habe daher gegoogelt, berichtet Cheryl und versucht, den Förderturm von Zeche Zollverein zu beschreiben. „Die Leute fragen mich immer, warum gerade Gelsenkirchen?“, dann muss sie selbst lachen. „Ich bin vor allem hier, um eine andere Perspektive zu bekommen. In Hong Kong arbeite ich in einer Privatschule für Kinder aus reichen Elternhäusern. Hier kann ich Jugendlichen etwas übers Malen beibringen, weil sie es von sich aus wissen wollen.“

GRUBENFAHRT MUSS SEIN!

Den Gästen des Alfred-Delp-Haus in Bottrop ist Cheryl sichtlich ans Herz gewachsen. Vor ein paar Tagen gab es für die Betreuerin frische Crêpes. Die 30-Jährige revanchierte sich mit Gerichten aus ihrer Heimat. Aus leeren Eierkartons und mit etwas Farbe hat sie kleine Krokodile gebastelt, die vermutlich auch dann noch auf den Tischen stehen werden, wenn Cheryl und ihre Freundin wieder 9000 Kilometer entfernt zurück in ihrer Heimat  sind. Doch bis dahin ist noch Zeit, wie Emily versichert. „Wir haben auch viel vor“, verrät Anja Mohr, die „Gastmutter“ und Bistums-Mitarbeiterin. „Wir wollen eine Grubenfahrt unternehmen und natürlich müssen wir zu einem Schalke-Spiel.“ Doch Karten zu bekommen ist gar nicht so einfach, wie einige Schulkinder Emily beim Herumalbern erklärt haben. Immerhin besitzt die gelernte Kindergärtnerin schon einen ganzen Stapel Autogrammkarten mit persönlicher Widmung. Die stammen von der Mannschaft, die vor einigen Wochen zum Nachmittagstreff der Amigonianer gekommen war. Emily verstand die Situation nicht. Schon wieder diese Ersatzreligion in Blau-Weiß ...

WER MÖCHTE EIN JAHR NACH HONGKONG?

Das Ruhrbistum möchte die guten Kontakte zu seiner Partnerdiözese Hong Kong weiter ausbauen und sucht daher ein oder zwei junge Erwachsene, die für ein Jahr ebenfalls die Seiten tauschen wollen. Start des Programms ist im Oktober. Für ein FSJ in Hong Kong kann sich bewerben, wer mindestens 18 Jahre alt ist und über gute Englischkenntnisse verfügt. Unterkunft und Verpflegung werden gestellt, außerdem gibt es ein kleines Taschengeld.

 

Weitere Informationen erhalten Sie unter Telefon 0201 / 2204-336 oder via Email an anja.mohr@bistum-essen.de

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