Besserwisser

Das Erntedankfest: Lob für Leckeres

Foto: shutterstock.com/adehoidar

18. September 2023

LOB FÜR LECKERES

Häppchenweise Hintergründe zum Erntedankfest

Hat das Essen mal wieder gut geschmeckt oder konnte man nach einer kleinen Durststrecke ein erfrischendes Getränk genießen – dann fühlt man sich doch so richtig wohl. Genug Nahrung zu haben ist nicht selbstverständlich. In den aktuellen Krisenzeiten ist das wieder mehr Menschen klar. Ganz genau bestimmen lässt sich nicht, wann sich in der Geschichte ein Bewusstsein dafür entwickelt hat, die guten Gaben wertzuschätzen, die die Erde zu unserer Ernährung hervorbringt. Aber sie wurden schon früh als Grund zum Feiern betrachtet, so viel ist sicher. Das Erntedankfest dürfte seinen Ursprung in frühen Opferfeiern haben, ist Manfred Becker-Huberti überzeugt. Der renommierte Brauchtumsexperte verweist zum Beispiel auf die Bibelgeschichte der Brüder Kain und Abel im Alten Testament: „Der Ackerbauer Kain opfert Erstlingsfrüchte vom Feld, der Viehzüchter Abel Erstgeborene seiner Herde“, erinnert er. Hintergrund dieser Opfer sei der Glaube, dass jede Ernte ein Geschenk Gottes sei. Deshalb sehe sich der Mensch zum Dank verpflichtet, beschreibt Becker-Huberti. Der Fachmann hat allerlei Fakten und Hintergründe zum Brauch des Erntedankfestes zusammengetragen. BENE serviert sie Ihnen.

 

  • Erntedankfeiern haben sich in fast allen Kulturen entwickelt, weil der Glaube an einen Gott oder mehrere Götter universal verbreitet war.
  • Die Katholische Kirche feiert in der Regel am ersten Sonntag im Oktober Erntedank. In der Evangelischen Kirche ist es der erste Sonntag nach dem 29. September, dem Gedenktag des Erzengels Michael, dem Schutzpatron gegen das Böse. In beiden Fällen fällt das Erntedankfest dieses Jahr also auf den 1. Oktober. Ob Obst, Gemüse, Getreide oder Tierprodukte: Traditionell wird dann eine bunte Vielfalt dekorativ im Altarraum der Kirche  räsentiert.
  • In unserem Kulturkreis feierte vor 1800 jeder Gutshof Erntedank zunächst für sich. Nur der Gottesdienst in der Kirche wurde von allen im Dorf gemeinsam gefeiert. Erst nach 1800 wandelte sich Erntedank zu einem großen Fest, das man als Dorfgemeinschaft beging. Verbände,Vereine und Parteien beteiligten sich. Immer mehr ging es auch darum, zur Schau zu stellen, was man geleistet und hervorgebracht hat
  • Nicht nur in mittelalterlicher Zeit war es üblich, Teile der Ernte in abergläubische Bräuche einzubinden. Bei dem so genannten „Erstlingsopferzauber“ widmete man die erste Garbe, also ein Bündel aus Getreide, den Dämonen. Da wurden zum Beispiel die ersten Halme kreuzweise zur Seite oder in fließendes Wasser gelegt. Oder man setzte sie zum magischen Schutz ein, indem man sie an die Haustür nagelte, in den Weihwasserkessel stellte oder auf den Friedhof legte. Die Wirkung erhoffte man zu steigern, in dem man anderes mit einband: zum Beispiel Knoblauch und Kamille, Disteln und Dornen – oder Gaben, die schon an Gründonnerstag eine Rolle in der Kirche gespielt hatten so wie Eier, Käse, Salz und Brot.
  • Im 20. Jahrhundert vereinnahmten die Nationalsozialisten das Fest für ihre Ideologie. Erntedank wurde unter Hitler ab 1933 zum Nationalfeiertag. Das ursprüngliche Bedürfnis, sich Gott gegenüber dankbar zu zeigen, rückte in den Hintergrund. Es ging darum, die Bedeutung der deutschen Bauernschaft herauszustellen. Verräterisch: Die „Reichserntedankfeste“ unterstanden dem „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“.
  • Aus vielen beliebten US-Filmen und -Serien weiß man es auch in Deutschland: Erntedank ist in Nordamerika eine riesige Sache. Seit 1941 wird „Thanksgiving“ am vierten Donnerstag im November zelebriert – nicht als kirchliches, sondern als weltliches Familienfest. Es ist ein nationaler Feiertag, zu dem man weite Reisen in Kauf nimmt, damit sich alle um ihre Familienältesten versammeln können. Zur Feier gehört, dass zwei Gäste das getrocknete Gabelbein („wishbone“) des verspeisten Truthahns je mit dem kleinen Finger auseinanderziehen, bis es in zwei Teile zerbricht. Wessen Teil größer ist, darf sich etwas wünschen.
  • Der Freitag nach „Thanksgiving“ heißt – mittlerweile auch bei uns – „Black Friday“. Der Einzelhandel gewährt an diesem Tag traditionell besondere Rabatte. Es finden die ersten Weihnachtseinkäufe statt, die Indikator für die Kaufstimmung der Bevölkerung sein sollen. Der Online-Handel hat auf diesen Tag durch die Einführung des „Cyber Monday“ reagiert, der drei Tage nach dem „Black Friday“ mit vielen Sonderangeboten folgt.

 

Text Sandra Gerke

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